Bauern und Jäger-Sammler lebten über Generationen nebeneinander
Der Übergang von einer Jäger- und Sammler-Lebensweise zu einer sesshaften, landwirtschaftlich geprägten Existenz markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit, wie die Universität in einer Mitteilung zur am Mittwoch in der Fachzeitschrift «Science Advances» veröffentlichten Studie erklärte. In Europa begann dieser Wandel vor fast 9000 Jahren, als Bauern aus der Ägäisregion und dem westlichen Anatolien - dem heutigen anatolischen Teil der Türkei - auf der sogenannten Donau-Route nach Mitteleuropa zogen und schliesslich das Gebiet des heutigen Norddeutschlands erreichten.
Lange Zeit wurde in der Wissenschaft diskutiert, wie genau dieser Übergang vonstattenging. Mithilfe von alten genetischen Daten und Computermodellen rekonstruierte das Forschungsteam um Mathias Currat von der Universität Genf nun die Begegnungen zwischen Jäger-Sammlern und anatolischen Bauern.
Nicht durch Gewalt gekennzeichnet
Das Ergebnis: Bevor die Lebensweise der Jäger-Sammler vollständig verdrängt war, lebten die beiden Gruppen während der Jungsteinzeit über mehrere Generationen hinweg nebeneinander. Zunächst gab es nur selten einen genetischen Austausch. Mit der Zeit nahm die Durchmischung zu - es gab also immer mehr gemeinsame Nachkommen.
Die Studie zeigt zudem, dass die anatolischen Bauern einen deutlichen demografischen Vorteil hatten: Ihre effektive Population war etwa fünfmal so gross wie die der lokalen Jäger-Sammler.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Übergang zur Jungsteinzeit nicht durch gewaltsame Auseinandersetzungen oder eine vollständige Verdrängung gekennzeichnet war, sondern vielmehr durch eine längere Koexistenz mit zunehmender Vermischung», sagte Studienerstautor Alexandros Tsoupas laut der Mitteilung.