Zürcher Gericht verurteilt 23-Jährigen Franzosen wegen Tötungsplans
Der Franzose reiste nach Zürich, um den mutmasslichen Vergewaltiger seiner Schwester zu konfrontieren. 2021 ging er nach einem Gespräch mit ihr von einer Vergewaltigung aus, 2024 reiste er nach Zürich. Es sei um die «Familienehre» gegangen, sagte der 23-Jährige am Mittwoch vor Gericht.
Der Planungsgrad der Vorbereitungen sei eindrücklich gewesen, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. Den Plan habe der Beschuldigte minutiös ausgearbeitet. Vor Ort habe er dann stundenlang geduldig gewartet, «bis auf die Zähne bewaffnet». Auch liess er sich nach Zürich fahren und hatte so schon ein Fluchtauto bereit.
Der Richter nannte ihn einen «eindrücklichen Soldaten». Als Soldat müsse er aber nicht nur das Wissen, sondern auch die Werte des Militärs aufnehmen, sagte der Richter. Dazu zählten etwa Respekt und Integrität. «Selbstjustiz ist keine Lösung».
Wie der Anklageschrift zu entnehmen ist, suchte der Mann im Internet nach Tötungsmethoden der CIA, den Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten in Zürich oder genaue Informationen zum Wohnhaus seines Opfers.
Tat war «Dummheit»
Die Richter sprachen neben der Freiheitsstrafe ein fünfjähriges Kontaktverbot zum Opfer, dem mutmasslichen Vergewaltiger der Schwester des Beschuldigten, aus. Zudem darf der Franzose die Schweiz acht Jahre lang nicht mehr betreten. Der 23-Jährige sitzt seit September 2024 im Gefängnis und hat die 6 Monate somit bereits abgesessen. Er wird deshalb auf freien Fuss gesetzt.
Das Urteil entspricht dem Vorschlag von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Der Beschuldigte gestand die Vorwürfe und sagte vor Gericht, er würde auch eine längere Landesverweisung akzeptieren. Er nannte seine Tat eine «Dummheit» und habe grossen Respekt für die Schweiz.
Mit Messern eingereist
Der Franzose war mit Messern, Schlagringen, Kabelbindern und einem detaillierten Tötungsplan nach Zürich gereist, um den mutmasslichen Vergewaltiger seiner Schwester zu konfrontieren. Vor Gericht sagte der Soldat, er habe die Tötungsabsichten vor der Einreise aufgegeben.
Mit dem mutmasslichen Vergewaltiger seiner Schwester habe er in einer Bar oder an einem anderen öffentlichen Ort reden wollen. Er konfrontierte ihn deshalb in seinem Wohnhaus. Doch der Mann ging stattdessen in die Wohnung und rief die Polizei.
Wegen der mutmasslichen Vergewaltigung der Schwester läuft ein separates Verfahren. Seine Schwester habe nicht über das Geschehene sprechen wollen, darum wollte er den Mann konfrontieren, sagte der Franzose.
Noch in diesem Jahr dürfte es laut der Verteidigerin des 23-Jährigen einen entsprechenden Prozess geben. Dieser wünscht sich eine Verurteilung des mutmasslichen Täters - als «Hochzeitsgeschenk» für seine Schwester.