Armon Orlik krönt sich zum ersten Bündner Schwingerkönig
18 Jahre wartete der Nordostschweizer Schwingerverband auf einen König. Nun war in Mollis bereits vor dem Schlussgang klar, dass die lange Leidenszeit ein Ende nehmen würde.
Der Geprellte profitiert
Nach sieben Gängen stand ein Trio aus der Nordostschweiz punktgleich an der Spitze. Samuel Giger und Werner Schlegel wurden Armon Orlik für den Schlussgang vorgezogen. Letzterer belohnte sich schliesslich mit einem Plattwurf im letzten Gang gegen Pirmin Reichmuth für ein ganz starkes Fest mit sechs Siegen und zwei Gestellten.
Dank der Maximalnote war auch klar, dass er im schlechteren Fall Erstgekrönter werden würde. Da es im auf 16 Minuten begrenzten Schlussgang jedoch keinen Sieger gab, stieg Orlik zum alleinigen Sieger und König auf. Sowohl Giger als auch Schlegel suchten in der Endausmarchung die Entscheidung, jedoch nicht mit allerletzter Konsequenz.
«Zu Beginn des Schlussgangs habe ich mir gesagt: Es soll einer gewinnen, dann sind wir zu zweit vorne. Je länger der Gang dauerte, desto mehr habe ich dem Ende entgegengefiebert», sagte Orlik nach dem Schlussgang. «Es war eine Teamleistung durchs Band. Wir haben uns vor ein paar Jahren zusammengetan und gesagt, wir möchten uns stärker machen.» Das gelang dem Nordostschweizer Verband in Mollis eindrücklich.
Giger und Staudenmann mit Aufholjagd
Den ersten Tag hatte Werner Schlegel mit vier Siegen geprägt. Dem zweiten Tag drückte Samuel Giger den Stempel auf. Nach einer starken Aufholjagd verpasste er die Krönung und damit auch den Schwinger Grand Slam - bestehend aus Königstitel, Kilchberger- und Unspunnen-Sieg - nur knapp. Dieses Kunststück gelang bisher nur Jörg Abderhalden und Christian Stucki.
Wie Giger kam auch der andere grosse Favorit, Fabian Staudenmann, am zweiten Tag besser in Fahrt. Dem Berner Überflieger der vergangenen beiden Jahre fehlte nach sieben Gängen ein Viertelpunkt auf das Spitzentrio. Ein Umstand, der einem umstrittenen Entscheid der Kampfrichter geschuldet war, die dem Mittelländer beim Sieg über Domenic Schneider nicht die Maximalnote gegeben hatten. Am Ende klassierte sich Staudenmann auf dem Ehrenplatz.
Moser top, Wicki flop
Im 3. Rang folgte mit Michael Moser ein weiterer Berner. Der Aufsteiger der Saison zeigte einen ganz starken Wettkampf und musste sich einzig dem Schwingerkönig Joel Wicki im Anschwingen geschlagen geben.
Eben jener Wicki musste eine Enttäuschung hinnehmen. Nach einem ansprechenden Samstag mit drei Siegen, teilte der König von Pratteln am Sonntag dreimal die Punkte. Am Ende reichte dies lediglich zum 9. Schlussrang. So bestieg nach vier Jahren ein neuer König den Thron.
Im zweiten Anlauf
Orlik holte in Mollis nach, was ihm 2016 verwehrt geblieben war. In Estavayer verlor der Bündner den Schlussgang gegen Matthias Glarner. Nun beendete er nicht nur eine lange Durststrecke des Nordostschweizer Schwingerverbandes, sondern krönte sich zum ersten Schwingerkönig aus dem Kanton Graubünden.
«Vor neun Jahren war ich so nahe dran. Damals war der Gegner stärker», so Orlik. «Dass ich nochmals die Chance erhalten habe und sie dieses Mal nutzte, ist eine Riesensache. Ich habe meine ganze Schwingerkarriere auf diesen Moment hingearbeitet.»
Schlussrangliste:
Mollis GL. Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest (ESAF; 274 Teilnehmer/56'500 Zuschauer). Samuel Giger (Märstetten) gegen Werner Schlegel (Hemberg) nach 16 Minuten gestellt. - Rangliste (nach 8 Gängen): 1. Armon Orlik (Maienfeld) 77,00. 2. Fabian Staudenmann (Guggisberg) 76,75. 3. Michael Moser (Biglen) 76,25. 4. Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen), Michael Ledermann (Mamishaus) und Domenic Schneider (Friltschen) je 76,00.
5. Giger, Schlegel, Nick Alpiger (Seon), Adrian Walther (Habstetten) und Lukas Bissig (Attinghausen) je 75,75. 6. Sven Lang (Emmenbrücke) 75,50. 7. Christian Gerber (Röthenbach), Damian Ott (Dreien), Marc Lustenberger (Hasle LU), Sinisha Lüscher (Muhen), Etienne Burger (Les Prés-d'Orvin), Lars Voggensperger (Schönenbuch), Fritz Ramseier (Süderen), Adrian Klossner (Horboden) und Matthias Herger (Altdorf) je 75,25.
8. Jeremy Vollenweider (Beringen), Sven Schurtenberger (Grosswangen), Marius Frank (Luterbach), Pirmin Reichmuth (Muotathal), Marco Reichmuth (Uffikon) und Benjamin Gapany (Marsens) je 75,00. 9. u.a. Joel Wicki (Sörenberg) 74,75.